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Ansbach Contemporary

Franken Edition

Nicht erst im 21. Jahrhundert zeichnet sich die fränkische Kunstszene durch künstlerische Vielfalt aus. Franken spielt als Herz- und Transitland zwischen Norden und Süden, Osten und Westen seit jeher eine besondere Rolle in Deutschland und Europa. Mit Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß seien nur einige Hochkaräter der Kunstgeschichte genannt, die hier zu internationaler Berühmtheit gelangten. Auch in den folgenden Jahrhunderten ist Franken der Ort für beeindruckende Kunst- und Kulturdenkmäler. So wurde hier der älteste erhaltene Globus der Welt hergestellt und mit der Würzburger Residenz entstand einer der wichtigsten europäischen Barockbauten.

Aber nicht nur im praktischen Kunstschaffen ist die Region Vorreiter: Kluge Köpfe fanden sich in Nürnberg an der ersten Kunstakademie des deutschen Sprachraums zusammen. Zudem entdeckten die zwei Studenten Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck zum Ende des 18. Jahrhunderts bei ihren Wanderungen durch Franken den romantischen Geist.

Hinter der faszinierenden Vielfalt, die die Kulturgeschichte Frankens in den vergangenen Epochen ausmacht, muss sich die Gegenwart nicht verstecken. Ambition, Innovationskraft und Erfindungsgeist auf allen Ebenen zeichnen die künstlerischen Positionen der diesjährigen Ansbach Contemporary aus. Alle klassischen und zeitgenössischen Kunstgattungen sind vertreten: Zeichnung, Druckgrafik, abstrakte und gegenständliche Malerei, Bildhauerkunst, raumgreifende und raumeinnehmende plastische Kunst, Fotografie, Video, Performance und Textilkunst.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen in diesem Zusammenhang die verwendeten Materialen. Von größter Achtsamkeit begleitet ist bei vielen Arbeiten der Prozess der Materialwahl, die weit über einen formalästhetischen Zweck hinaus reicht. Dem sinnlichen Wert von Stoff als des Menschen zweiter Haut wird Tribut gezollt. Der fragile Werkstoff Glas darf nicht nur als perfekt spiegelnde Oberfläche gezeigt werden, sondern auch in seiner versehrten Schönheit. Subtile Zeichenkunst reduziert sich auf die Komponenten Schwarz/ Weiß und verweist damit auf die Essenz des künstlerischen Schaffens. Mit einem Augenzwinkern machen aber auch Künstler im klassischen Sinne mit dem zur Kunst deklarierten Alltagsgegenstand darauf aufmerksam, dass gerade in der Gegenwart Kunst und Leben nicht voneinander getrennt sein sollten, sondern das eine Bereicherung durch das andere findet.

So mannigfaltig und reich die formale Auswahl zur Franken Edition der Ansbach Contemporary in diesem Jahr ausfällt, so divers, heterogen und deshalb von bester zeitgenössischer Prägung sind auch die Inhalte. Sie reichen von der Auseinandersetzung mit der digitalen Medienwelt, bis hin zur klassischen figurativen Malerei. Sie verhandeln die großen gesellschaftlichen Themen, wie beispielsweise die Zerstörung der Natur und haben trotzdem vor deren Schönheit das Staunen nicht verlernt. Sie entführen einerseits in utopische Traumwelten oder erschaffen Phantasiewesen und erörtern andererseits mit dokumentarischem Blick die Alltagswelt.

Die diesjährige Ansbach Contemporary beweist, dass die fränkische Kunst des 21. Jahrhunderts sich als durch und durch würdige Nachfolgerin all ihrer kunsthistorischen Vorfahren erweist.

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