Gedanken zu einer Reise nach Mailand, Antibes und an den Lago Maggiore
Biblioteca Ambrosiana, Pinacoteca di Brera, Musée Picasso, Isola Bella
Raffael, Caravaggio, Leonardo, Botticelli, Hayez, Picasso
Una citadella dello spirito
Es kam einer kleinen Sensation gleich, als sich Kardinal Federico Borromeo im Jahr 1602 entschloss in Mailand eine Bibliothek zu gründen. Waren solche Vorhaben doch vornehmlich den weltlichen Fürsten vorbehalten. Sieben Jahre später machte er die dem Hl. Ambrosius, Kirchenvater und Schutzpatron der Stadt, gewidmete Institution dem interessierten Publikum zugänglich. Sie war damit eine der frühesten öffentlichen Bibliotheken. Zusammen mit der Gemäldegalerie und der im gleichen Gebäude angesiedelten Kunstakademie schuf der Kardinal eine „cittadella dello spirito“, eine Burg des Geistes, die weit über die Stadtgrenzen ausstrahlte. Als Symbol christlicher Nächstenliebe und Bildung stand die Ambrosiana, im Gegensatz zur römischen Biblioteca Vaticana, den Gelehrten aller Nationen offen. Kunst, Literatur und Theologie sollten gemeinsam die „veritas divina“, die göttliche Wahrheit, fördern. Das Gebäude, das bis heute wahre Kostbarkeiten birgt, war demnach nicht nur ein ambitioniertes Bauprojekt, sondern ein Manifest der geistigen und religiösen Vision Borromeos. Das Prinzip der öffentlichen Zugänglichkeit gilt bis heute. Wem das hochpreisig undurchsichtige Spiel um eine der raren Karten zum berühmten Abendmahl Leonardos nicht behagt, der fühlt sich in der Ambrosiana herzlich willkommen. Wohltuend werden die historischen, verwinkelten Räume vom großen Touristenansturm verschont, sodass die Meisterwerke Leonardos, Botticellis, Caravaggios und allen voran Raffaels mit Muße bewundert werden können.
La Filosofia
Von seiner Hand stammt der größte erhalten gebliebene Karton der Renaissance, der nichts Geringeres zeigt als den maßstabsgetreuen Originalentwurf zu einem der hervorragendsten Kunstwerke der gesamten Menschheitsgeschichte – der Schule von Athen. 1508 hatte Raffael den Auftrag bekommen, die Stanza della Segnatura im Vatikan mit einem komplexen Programm zu freskieren. An den vier Wänden sollten die Poesie, die Theologie, die Jurisprudenz sowie die Philosophie, so lautet der eigentliche Titel des Freskos, dargestellt werden. Um dem auftraggebenden Papst Julius II. eine genaue Vorstellung liefern zu können, wurde die Komposition vorab als Kohlezeichnung von Raffael auf einem 2,85 x 8,04 Meter großen Karton ausgeführt. Da solche Bozzetti häufig auch als Arbeitsmaterial zur direkten Übertragung der Motive auf die Wand dienten, haben sich nur sehr wenige erhalten. Borromeo betonte explizit die Eigenhändigkeit dieser Arbeit, wohingegen die Fresken in Rom zum größten Teil von Mitarbeitern ausgeführt worden seien. Jener originäre Charakter schlug sich auch im Preis nieder. Für die Summe von 600 kaiserlichen Lire, dem Gegenwert eines Hauses in Mailand, erwarb der Kardinal den Karton im Jahr 1626. Von Beginn an diente das Werk als Anschauungsobjekt für die Studenten der Kunstakademie. Nicht nur Sammlerwille, sondern auch ein betont didaktischer Anspruch leitete Borromeo beim Erwerb seiner Kunstwerke, weshalb sich neben vielen Originalen etliche hochklassige Kopien, wie eine Gipsversion der Pietà Michelangelos, in der Ambrosiana befinden. Die Meister der Hochrenaissance galten im 17. Jahrhundert weiterhin als unübertroffen.
Eine Bewunderung, die über das übliche Maß weit hinausgeht, muss bis heute jeden erfassen, der in den abgedunkelten Raum tritt und diesem überwältigenden Meisterwerk, nur durch eine Glasscheibe getrennt, auf Augenhöhe begegnen darf. Noch nicht von der idealen hochsymmetrisch angelegten Renaissancearchitektur des Freskos hinterfangen, konzentriert sich der Entwurf ausschließlich auf die Figuren. Mittig überragen Plato und Aristoteles die sich im eleganten Halbrund nach vorne hin öffnende Versammlung. Nirgendwo sonst lässt sich das Prinzip der Vielheit in der Einheit so gut studieren wie an dieser Komposition. Jede Figur kann für sich gelesen werden und steht doch in einem harmonischen Verhältnis zum großen Ganzen wie auch zu seinem unmittelbaren Gegenüber. Am schönsten kann man das an der Gruppe um den sich nach unten beugenden Mathematiker, der entweder Euklid oder Archimedes ist, beobachten. Seinem großen Freund und Förderer Donato Bramante, der den jungen Raffael nach Rom empfohlen und damit die Türen für eine großartige Karriere geöffnet hatte, setzte der Künstler hier ein Denkmal, indem er den berühmten Architekten zum Vorbild für diese Figur nahm. Für seine ihn aufmerksam umringende Schülerschar zieht der alte Mann mit einem Zirkel einen Kreis im Sand. Dicht haben sich die jungen Männer um ihn gedrängt und kommunizieren ihre wissbegierige Aufregung von einem zum anderen. Blicke und Gesten, Körperspannung und Bewegungsrichtungen vermitteln die freudige Neugier dieses kleinen Kreises in den Raum hinaus und bleiben dabei doch geschlossen und ausgewogen. Jedes der Gesichter ist in einer anderen Ansicht und Stimmungslage zu sehen, Frisuren wirken wie vom Wind zerzaust, die stoffreichen Gewänder legen sich harmonisch um die schönen Körper. Form und Inhalt, Physisches und Geistiges zeigen sich in perfekter Übereinstimmung. Lernen von den Besten gewinnt mit diesem Karton als Studienobjekt für angehende Künstler eine neue, beispiellose Dimension.
La Canestra di frutta
Nicht dieser großformatige vielfigurige Renaissancekarton ist aber der eigentliche Star der Ambrosiana, sondern ein Werk, das anders gearteter nicht sein könnte. Zeigt es doch im kleinen Format ein Motiv von unerhörter Einfachheit. So unspektakulär der Inhalt des Früchtekorbs von Caravaggio auch erscheinen mag, so relevant ist dieses Gemälde für die Kunstgeschichte. Es stellt das kleinste Bild dar, das Caravaggio je gemalt hat, außerdem ist es das einzige autonome Stillleben seiner Hand. Darüber hinaus darf es für sich in Anspruch nehmen, die erste italienische Natura morta überhaupt zu sein. Caravaggio wäre nun aber nicht Caravaggio, wenn er es dabei bewenden ließe.
Vor einer gänzlich entleerten Wand steht der einfache Weidenkorb dicht an der Vorderkante eines Tisches. Nur ein winziger Schattenwurf macht die Positionierung für das Betrachterauge verständlich. Listig gaukelt der Maler einen Realismus vor, den er doch nicht bereit ist einzulösen. Die Früchte in diesem Bild erreichten im 17. Jahrhundert niemals zur gleichen Zeit diesen Zustand der Reife. Sie sind auf eine Weise arrangiert wie es in der Wirklichkeit unmöglich wäre. Irritierenderweise tut der Künstler dies aber nicht wie seine späteren Kollegen um der Schönheit oder Idealisierung Willen. Vielmehr bildet er die Früchte in einem Zustand der Überreife ab. Ein wurmstichiger Apfel, braune Flecken auf der Zitrone, ein verdorrter Zweig, der in seiner filigranen Vertrocknung nahezu schieleesk expressiv anmutet: Einmal mehr zeigt Caravaggio die ungeschönte Realität.
Subtil und hintergründig straft er aber auch all jene Lügen, die ihm lediglich profane Naturnachahmung vorwerfen. Nur der genaue Beobachter wird entdecken, dass erst wenige Momente zuvor jemand ein paar Trauben gezupft hat. An den Stielen hängen noch glänzende Reste der Haut. Zweierlei integriert Caravaggio in sein nur scheinbar harmloses Motiv: Neben der so offensichtlichen Vanitas streut er mit diesem kleinen Diebstahl einen winzigen Hauch von Zeitlichkeit, der zeigt, dass dieses Stillleben so still nicht ist. Zudem nimmt er Bezug auf die berühmteste Legende zum Künstlerlob, nach der einer der besten Maler der Antike Trauben so täuschend echt gemalt habe, dass sogar Vögel danach gepickt hätten. Caravaggio treibt dieses Spiel auf die Spitze: SEINE Trauben wurden tatsächlich gepflückt.
Von vielem ließe sich noch berichten. Besitzt die Ambrosiana doch das einzige auf Holz gemalte Bild Leonardos, das sich heute noch in Mailand befindet. Es zeigt einen edlen jungen Mann mit roter Kappe auf den weichen Locken, dessen Aufmerksamkeit ganz nach innen gerichtet scheint, während er ein Notenblatt in Händen hält. Bis heute ist nicht geklärt, welchen musikalisch versierten Zeitgenossen Leonardos dieses feinsinnige Porträt wohl zeigt. Neben der Kuriosität einer Haarsträhne Lukrezia Borgias, einem prächtigen Verkündigungstondo Botticellis, dessen juwelenhafter Farbenglanz die so ungewohnte Bewegtheit der Komposition zum Strahlen bringt, werfen wir zum Abschied noch einen Blick auf eines der romantischsten Werke überhaupt. Franceso Hayez‘ ikonischer Kuss ist hier als Aquarellnachzeichnung zu sehen. Ein paar Schritte entfernt in der Pinacoteca di Brera wird er uns in der größeren Gemäldefassung noch einmal begegnen.
Un bacio politico
Was auf den ersten Blick wie ein zärtlicher, äußerst intimer Moment zweier Liebender erscheint, ist in Wahrheit ein zutiefst politisches Gemälde. Der Kuss soll die enge Verbindung zweier Länder versinnbildlichen. Die roten Strümpfe, das grüne Revers am Umhang Mannes sowie das blau-weiße Kleid seiner Freundin spielen auf die Flaggen Italiens und Frankreichs an. 1859 kämpften das Königreich Sardinien und Frankreich als Verbündete gegen das Kaisertum Österreich und schlugen es in der Schlacht von Solferino. Österreich musste die Lombardei abtreten, nach dem Anschluss der anderen italienischen Königreiche entstand 1861 schließlich das Königreich Italien. Nur drei Monate nachdem die siegreichen Befehlshaber Vittorio Emanuele II. und Napoléon III. die Stadt Mailand besucht hatten, wurde das Gemälde von Hayez der Öffentlichkeit präsentiert, die es, auch aufgrund seiner romantisch-mittelalterlichen Form, begeistert aufnahm.
Die ganze Geschichte der Brera erzählt bis heute von den unruhigen politischen Zeiten, denen Mailand durch die Jahrhunderte hindurch ausgesetzt war. Die Pinacoteca befindet sich in einem Gebäude, das ursprünglich im 17. Jahrhundert für ein Jesuitenkolleg errichtet worden war. Nach der Auflösung des Ordens im Jahr 1773 wurde der Palast von den Habsburgern übernommen und diente verschiedenen kulturellen Einrichtungen als Sitz, darunter auch einer von Maria Theresia gegründeten Kunstakademie. Sie übernahm damit die Rolle der künstlerisch führenden Ausbildungsinstitution in Mailand, nachdem die Akademie der Ambrosiana im Verlauf des 18. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung verloren hatte. Die Kaiserin legte eine erste Sammlung zu Bildungszwecken für die Studenten an, die in den folgenden Jahren erweitert wurde. 1809 erfolgte die eigentliche Gründung der Pinacoteca di Brera durch Napoleon. Die Museumskollektion nahm zunächst Kunstwerke auf, die aus aufgelösten Kirchen und Klöstern der eroberten Gebiete Italiens stammten. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Häusern ist diese Galerie also nicht aus einer adligen Sammlung hervorgegangen, sondern das Ergebnis einer bewussten politischen Entscheidung.
Le nozze italiane
Aufgrund dieser besonderen Entstehungsgeschichte verwundert die Dominanz der religiösen Bildwerke daher nicht. Sehr besondere Stücke befinden sich darunter. Allen voran steht natürlich Raffaels Sposalizio, die hochberühmte Vermählungsszene von Maria und Josef, die ursprünglich aus der Kirche San Francesco in Città di Castello stammte. Noch basierend auf dem Vorbild seines Lehrers Perugino hat Raffael hier ein frühes Meisterwerk von absoluter Perfektion geschaffen. Vor allem die Zentralarchitektur im Hintergrund ist mit solch perspektivischer Präzision gemalt, dass Wissenschaftler ein Holzmodell als Anschauung vermuten. „Die Dinge nicht so zu gestalten, wie die Natur sie gestaltet, sondern so, wie die Natur sie gestalten sollte“, lautete Raffaels Credo.
Grandi Capolavori
Wir schlendern durch die großzügigen Räume, die zum Zeitpunkt unseres Besuches leider mit den Kreationen des erst kürzlich verstorbenen Giorgio Armani ausgestattet wurden. Deplatziert und gewollt wirkt diese modische Intervention. Wir sehen es den trauernden Mailändern nach und wenden den Blick auf die gemalten Meisterwerke. Piero della Francescas grandios rätselhafte Sacra Conversazione, die er im Auftrag des berühmten Federico da Montefeltro malte, überstrahlt mühelos die in dezentes Greige gehaltenen Armani-Entwürfe im gleichen Raum. Nicht modisch gewandet, sondern in der glänzenden Rüstung eines Befehlshabers kniet der Auftraggeber in Nahsicht vor der heiligen Versammlung, die rückwärtig von einer Muschelkalotte hinterfangen wird. Wie tot liegt das Jesuskind völlig schutzlos auf den Knien seiner Mutter, die ernst die Hände gefaltet hat. Über ihr schwebt ein Straußenei, das sowohl auf ihre Mutterschaft anspielt als auch ein Emblem der Familie Montefeltro war. Vermutlich hatte Federico das Gemälde für seine Grablege bestimmt.
Gentile Bellini nimmt uns mit in den Orient, den er aus eigener Anschauung kannte. Reiste er doch im Auftrag seiner Vaterstadt Venedig 1479 zu Mehmed II. nach Konstantinopel. Sein beeindruckend großformatiges Gemälde zeigt die Predigt des Hl. Markus in eine weitläufige fremdländische Stadtkulisse einbettet. Mantegna hingegen schenkt dem Betrachter keinerlei Ausweichmöglichkeit. Nahsichtig, direkt und radikal verändert er den Blickwinkel, sodass sein beweinter Christus jedes Mal aufs Neue erschreckt. Unvermittelt müssen wir auf die in vollkommener Präzision wiedergegeben Fußsohlen schauen, die mit brutalem Realismus die Spuren des Kreuzestodes tragen. Tintoretto treibt das Spiel mit der Perspektive auf einen manieristischen Höhepunkt. Die Auffindung des Leichnams des Hl. Markus verlegt er in einen spektakulär diagonal fluchtenden Tunnel, der von geisterhaftem Licht erhellt wird. Caravaggio beendet einmal mehr jene Spielereien mit seiner düstersten Version des Emmausmahls. Mit einem Blick auf den Dom, der stets wirkt als hätte er sich ein nicht ganz passendes gotisches Spitzenkleid nach französischer Mode übergeworfen, verabschieden wir uns von Mailand.
Un artiste amoureux à Antibes
Nachsichtig und milde wird das Licht mit jedem Kilometer, den wir weiter auf der Autostrada dei Fiori kommen, jener berühmten Wegstrecke auf der man nahezu unmerklich von Italien in den Süden Frankreichs gelangt. Noch ist der Sommer zu spüren, noch tragen die Mittagsstunden eine Erinnerung der Hitze in sich, noch glitzert das Meer, wie es einfach nur hier so tiefblau glitzert, und dennoch sind die ersten Oktobertage schon silbrig und kühl durchwirkt vom großen ruhevollen Ausatmen des Herbstes. Dieser bevorzugte Landstrich zieht aber nicht nur uns in seinen Bann. Bereits vor nahezu 80 Jahren lehrte er einem der berühmtesten Künstler nach langen dunklen Jahren des Krieges wieder Heiterkeit und Lebensfreude. 1946 verbachte Picasso zwei Monate auf Einladung seines Freundes Romuald Dor de la Souchère, dem damaligen Kurator des Grimaldi-Schlosses in Antibes. In der mittelalterlichen Festung mit einem atemberaubenden Blick aufs Meer schuf der Maler seine ganz persönliche Ode an die Freude. Nicht nur das farbensatte südliche Licht beflügelte ihn, sondern auch die Frau an seiner Seite. Picasso war verliebt. Françoise Gilot, die Liebe, die Antike, die Mythologie, das Mittelmeer, aber auch die Bilder seines Freundes und Konkurrenten Matisse – für all jene Inspirationen und Eindrücke hat Picasso die bezaubernde Metapher "La Joie de Vivre" gefunden. Seine schöne nackte junge Frau lässt er am Strand zu den Tönen eines Flöte spielenden Zentauren tanzen und von weiteren überaus freundlichen Fabelwesen begleiten. Vielleicht waren jene Wochen in Antibes die heitersten seines Lebens. Denn nicht nur dieses großformatige Gemälde sprudelt schier über vor verliebter Freude. Zahlreiche Zeichnungen von allerlei Satyrn, Nymphen, Zentauren, Stieren und natürlich Frauen zeugen von der Gedankenwelt Picassos zu jener Zeit. So fröhlich und schnell diese Werke auch gezeichnet wirken, so staunend, ja nahezu ungläubig scheint hier einer sein Glück kaum fassen zu können und versucht eben dennoch es mittels sanfter Linien und eleganter Kompositionen festzuhalten. Jener Faun, der seine schlummernde Geliebte sacht im Schlaf betrachtet, ist das schönste der Blätter.
Il Lago
Schon nach wenigen Tagen heißt es Abschied nehmen und zurückzukehren. Ein kurzer Zwischenhalt am Lago Maggiore gibt einen letzten Aufschub bevor der nördliche Herbst endgültig anbricht. Bereits hier ist er schon merklich spürbarer. Der See kühlt, der Wind lässt frösteln nach den Tagen im Süden. Einen ernüchternden Besuch statten wir der zweitgrößten der Borromäischen Inseln ab. Im Sommer wird diese zuverlässig von Touristen schier überrannt. Das sich an jene Besuchermassen richtende billige Warenangebot der dicht an dicht gedrängten Lädchen am Bootsanleger gibt eine Ahnung davon. Mit Wehmut denke ich an den zum Beginn unserer Reise mit der Ambrosiana so kunst- und feinsinnig waltenden Federico Borromeo. Auf der Isola Bella haben sich zwei seiner nachgeborenen Verwandten mit einer für dieses kleine Eiland völlig überdimensionierten Palast- und Gartenanlage verwirklicht und eine viertklassige Kunstsammlung angelegt, deren kreative Zuschreibungen mich die Augen reiben lassen. Das Getöse an Prunk, Protz und spätbarocken Geschmacklosigkeiten offenbart schonungslos die stets fatale Kombination von zu viel Geld und zu wenig Stil.
Von all dem sichtlich unbeeindruckt ziehen die berühmten weißen Pfauen majestätisch ihrer geharkten Wege.

















