Auswahl von Vorträgen und Eröffnungsreden
Eröffnungsrede – Maler walken Unsichtbares
Zu Beginn meiner Vorbereitung für diese Rede fragte ich Kai wie denn er und seine beiden Kollegen zu dem außergewöhnlichen Titel „Maler walken Unsichtbares“ gekommen seien. Da er mir darauf so wunderbar geantwortet hat, möchte ich seine Antwort kurz wiedergeben: „Nun ja, aus dem großen wunderschönen und doch so oft schweren Vorhaben aus dem nicht Sichtbaren ein Bild zu holen, wenn es klappt, ist das Innere froh.“
Erklärungen, was Kunst denn eigentlich sei, nichts anderes stellen ja Kais Worte vor, gibt es bekanntermaßen viele. Eine Definition, die mir besonders gut gefällt stammt aus dem Umkreis Goethes. Sie besagt, dass das Besondere der Kunst, auch in Hinblick auf andere Tätigkeiten die Tatsache sei, dass sie nichts will als sich selbst. Sie lädt uns ein bei ihr zu verweilen. Sie ist der erfüllte Augenblick. ...
Laudatio – Kai Klahre
„Am Anfang steht doch immer die Zeichnung“, mit diesem Satz verabschiedete mich Kai letzte Woche, als ich einmal wieder die Freude hatte, sein Atelier in Nürnberg besuchen zu dürfen, um mich auf diese Laudatio heute vorzubereiten.
Kai Klahres Atelier gleicht einer modernen Wunderkammer. So sehr dieser Begriff in letzter Zeit auch überstrapaziert worden ist, auf diesen besonderen Raum in dem schönen Atelierhaus in der Nürnberger Südstadt trifft er zu.
Man hat den Eindruck als werfe man einen direkten Blick in des Künstlers inwendiges Kunstschaffen. Vollendete und halbfertige Bilder an der Wand hängend oder am Boden lehnend, mysteriöse kleine Figuren, die wie den großformatigen Gemälden entstiegen zu sein scheinen und nun ein selbstständiges Eigenleben führen, ...
Vortrag – Der Funke Gottes
Der Maler Parrhasios „soll sich mit Zeuxis in einen Wettstreit eingelassen haben; dieser habe so erfolgreich gemalte Trauben ausgestellt, daß die Vögel zum Schauplatz herbeiflogen; Parrhasios aber habe einen so naturgetreu gemalten leinenen Vorhang aufgestellt, daß der auf das Urteil der Vögel stolze Zeuxis verlangte, man solle doch endlich den Vorhang wegnehmen und das Bild zeigen; als er seinen Irrtum einsah, habe er ihm in aufrichtiger Beschämung den Preis zuerkannt, weil er selbst zwar die Vögel, Parrhasios aber ihn als Künstler habe täuschen können.“ ...